Professor Martin Sillence von der QUT (Queensland University of Technology; AU) hat gute Nachrichten für alle die mit Hufrehe zu kämpfen haben. Nach mehr als 10 Jahren kulminierter Forschungsarbeit, gibt es ein Licht am Ende des Tunnels. Aber erst einmal zu den Fakten:
Hufrehe ist ein bereits seit langem bekanntes Leiden. Bereits Aristoteles beschrieb die Krankheit vor über 2000 Jahren und nannte sie die „Gersten-Krankheit“. Doch die genauen Mechanismen und Ursachen, die hinter der mysteriösen Laminitis steckten, waren lange Zeit tatsächlich unbekannt.
Wie bei uns Menschen, gibt es auch bei Pferden in den letzten Dekaden immer mehr Fettleibigkeit und damit natürlich auch alle Probleme, die damit zusammenhängen. Zu viel und zu reichhaltiges Futter, sorgen besonders bei guten Futterverwertern wie Ponys, Robustrassen und Kaltblütern zu Schwierigkeiten im Stoffwechsel. Erschwerend hinzu kommen immer weniger Bewegung.
Bei Menschen ist das bekanntlich nicht anders. Die Medizin spricht vom Metabolischen Syndrom, oder dem tödlichem Quartett (Abdominelle Fettleibigkeit, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte und Diabetes). Bei Pferden kann Hufrehe ein Symptom sein, dass von zu viel Nahrung bzw. Nährstoffen und Übergewicht herrührt. 20% aller Ponys leiden der Untersuchung zufolge im Laufe ihres Lebens unter Hufrehe, einer sehr schmerzhaften Erkrankung.
Bei uns Menschen werden viele Beschwerden dadurch verursacht, dass zu viel Glukose in den Blutkreislauf kommt und die Bauchspeicheldrüse dadurch mehr und mehr Insulin produzieren muss. Wenn die Bauchspeicheldrüse nicht mehr mithalten kann und nicht mehr genug Insulin produzieren kann, entsteht Diabetes.
Bei den untersuchten Ponys sieht es ein wenig anders aus. Dort führte eine Überproduktion, oder besser gesagt eine zu hohe Konzentration an Insulin zum Ausbruch der Krankheit. Durch die Gabe von zu viel hochenergetischem Futter (Getreide und vor allem frisch ausgetriebenes Hochleistungsgras mit einem hohen Glukoseanteil, vor allem in Frühjahr), produzierten die Bauchspeicheldrüsen der Ponys mehr und mehr Insulin, was bis zu einer Insulin-Vergiftung („insulin toxicity“) führte.
Die toxischen Werte des Insulins führten dazu, dass das Bindegewebe in den Füßen der Ponys angegriffen und sogar zerstört wurde. Das führte natürlich zu Lahmheiten und großen Schmerzen. Eben diese Schmerzen sind laut einer anderen Studie der Grund dafür, dass etwa ein Drittel der betroffenen Tiere weltweit in Folge eines verheerenden Krankheitsverlaufs eingeschläfert werden müssen.
Nun zu den guten Nachrichten: Professor Sillence und sein Team haben herausgefunden, dass einer Hufrehe bei Ponys mit hohen Insulin-Werten durch die Gabe des Medikaments „velagliflozin“ vorgebeugt werden konnte. Dieses Medikament wurde ursprünglich für den humanmedizinischen Bereich entwickelt um das Metabolische Syndrom zu behandeln (Die Pharma-Firma hinter dem Produkt heißt Boehringer Ingelheim). Das Medikament sorgt dafür, dass die Nieren mehr Glukose über den Urin ausscheiden und das wiederum nimmt den Druck von der Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin zu produzieren und senkt damit auch den Insulinspiegel im Blut. Ergo: keine Insulin-Vergiftung und dadurch keine Hufrehe. So die Theorie.
Welche Ponys gefährdet waren, Hufrehe zu entwickeln, stellten die Forscher im übrigen mit Hilfe eines oralen, nicht inversiven Glukosetests fest. Je höher die Insulin-Konzentration, desto höher war auch die Hufrehe-Gefahr. Sillence und sein Team haben das Medikament in kontrollierten Versuchsreihen in Brisbane (AU) getestet. Derzeit laufen weitere klinische Tests in Europa.
Das heißt also, dass es vielleicht in einigen Jahren ein Medikament auf dem Markt geben könnte, das der gefürchteten Hufrehe/ Lamitis vorbeugen könnte.