Zähne gut - Alles gut!

Das wussten schon die ersten Reiter.


Archäologen haben in der Mongolei einen 3000 Jahre alten Pferdezahn untersucht, der eindeutig Spuren von menschlicher Bearbeitung aufweist. Offenbar hatte sich ein früher Pferdebesitzer in der Kunst als Zahnarzt versucht.


Den Originalartikel (Engl.) findet ihr hier: https://www.sciencemag.org/news/2018/07/3000-year-old-sawn-tooth-may-be-earliest-evidence-horse-dentistry

Aber hier schon mal ein kleiner Exzerpt:


Vor etwa 3000 Jahren hatte ein Pferd in der Mongolei Zahnschmerzen. Damit ging es ihm und wohl auch seinem Besitzer schlecht. Der tat sein Bestes um zu helfen und versuchte sich als Zahnarzt. Dabei hatte er versucht die Spitze des schmerzenden Schneidezahns (ein Bild des Zahns findet ihr hier) abzusägen. Der Eingriff zählt zu den frühesten Nachweisen von tiermedizinischer Zahnheilkunde. Oder besser gesagt dem Versuch von dieser, denn leider war der Eingriff nicht sehr erfolgreich. Der Zahn war offenbar schief aus dem Kiefer gewachsen und bereitete dem Pferd Schmerzen. Heute würde man in diesem Fall vermutlich den ganzen Zahn ziehen, um weitere Komplikationen zu vermeiden.

Da es unserem frühen Zahnarzt, wohl mit relativ primitiven Steinwerkzeugen ausgestattet, nur gelungen war, den Zahn zur Hälfte abzusägen/abzufeilen blieb der Eingriff erfolglos. Das Pferd wurde kurz darauf geopfert und rituell bestattet (natürlich ist das nicht schön, aber nur dadurch konnten Archäologen diesen frühen Fall von Pferdezahnmedizin nachweisen). Wie wichtig dem Besitzer das Pferd allerdings war, zeigt allein der Versuch, dem Tier durch den Eingriff im Gebiss, die Schmerzen zu nehmen.

Das sind bislang die frühesten, nachweisbaren Spuren von Pferdezahnheilkunde. Mit der Zeit perfektionierten die Pferdehirten in der Mongolei ihr Kunst, was natürlich auch mit technologischen Neuerungen Hand in Hand ging. Das Forscherteam von deutschen und mongolischen Archäologen untersuchte weitere, bis zu 3000 Jahre alte Pferdeschädel. Die meisten wiesen noch ihre Wolfszähne auf. Wolfszähne sind, wie unsere Weisheitszähne, Rudimente ohne Nutzen. Aber wie auch unsere Weisheitszähne können Wolfszähne, die beim Pferd zwischen den Schneidezähnen und den Backenzähne sitzen, Probleme bereiten. Insbesondere, weil sie genau dort sitzen, wo auch das Mundstück der Trense eingesetzt wird. Das Reiben von Metall aus Zahn kann dem Pferd natürlich Schmerzen berieten und daher werden Wolfszähne heute in der Regel entfernt. Im übrigen nicht nur hier, sondern auch durch die Nomaden, die heute noch in der Mongolei leben.

Vor 3000 Jahren war ein Entfernen der Wolfszähne noch nicht nötig, da alle Mundstücke noch aus Leder gemacht waren.

Um 750 v.Chr. tauchen im archäologischen Material allerdings immer mehr Pferdeschädel ohne Wolfszähne auf. Verheilte Löcher im Kiefer zeigen, dass die Zähne chirurgisch entfernt worden waren. Die Erklärung hierfür findet sich in den um 750 v. Chr. neu auftretenden Mundstücken aus Bronze und Metall. Die metallen Mundstücke waren belastbarer, dauerhafter und halfen den Reitern die Tiere besser zu kontrollieren.

Die Mongolei war schon früh DAS Zentrum für Pferd und Reiter. An der Spitze stand der wahrscheinlich größte Reiterfürst der Geschichte: Genghis Khan. Im 13. Jahrhundert eroberte er mit seinen geschickten Reitern und gewandten Pferden riesige Teile von Eurasien und verbreitete so (vielleicht unwillentlich) Erkenntnisse und Techniken rund um das Thema Pferd und Reiter, die heute noch ihren Einfluss auf unsere Arbeit mit dem Pferd haben.

Und wie auch schon der Zahnarzt in Spe vor 3000 Jahren wissen wir auch heute noch: Zähne gut, alles gut!